EUR/USD-Prognose an einem Scheideweg, da der Dollar weiter schwächelt

Der Euro legt ordentlich zu, und die Händler sind begeistert. Nach einer sechs Tage andauernden Gewinnserie hat das EUR/USD-Paar seinen höchsten Stand seit 2021 erreicht und zieht die Aufmerksamkeit der gesamten Devisenwelt auf sich. Doch mit neuen Daten, die von beiden Seiten des Atlantiks anstehen, stellt sich die Frage: Kann diese Rallye noch weitergehen oder nähern wir uns dem Höhepunkt?
Die Märkte bereiten sich auf Antworten vor, und der nächste Schritt könnte groß sein.
Trump und Fed-Unsicherheit
Ein großer Teil der jüngsten Dynamik hängt weniger mit der Stärke des Euro zusammen als vielmehr mit der Schwäche des Dollars – und das ist eine Geschichte voller Politik und weicher Daten.
US-Präsident Donald Trump hat erneut Fed-Vorsitzenden Jerome Powell bei einer Pressekonferenz in Den Haag als „schrecklich“ und „sehr politisch“ bezeichnet. Trumps wenig subtile Andeutung, dass Powell bald ersetzt werden könnte, hat die Investoren verunsichert, die bereits fürchten, dass die Unabhängigkeit der Fed gefährdet ist.
Obwohl Powells Amtszeit offiziell bis 2026 läuft, hat der bloße Hinweis auf politische Einflussnahme eine neue Unsicherheitsebene für die Perspektive der Fed geschaffen – und belastet den US-Dollar stark.
Auch bei den Daten sieht es nicht viel besser aus. Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,5 % – der erste Rückgang in einem Quartal seit drei Jahren und schlimmer als der zuvor geschätzte Rückgang von 0,2 %. Eine schwächelnde Verbraucherausgabenphase und ein starker Rückgang der Exporte verursachten den größten Teil des Schadens.

Unterdessen sind die Arbeitslosenanträge leicht auf 236.000 gesunken, liegen aber im Vergleich zum Jahresdurchschnitt weiterhin hartnäckig hoch – nicht gerade der Vertrauensbeweis, den sich die Märkte erhofft hatten. Natürlich gab es einen Lichtblick – die Bestellungen langlebiger Gebrauchsgüter im Mai stiegen um über 16 %, doch dieser Anstieg sieht eher nach einem einmaligen Ausflug als nach einem Zeichen nachhaltiger Stärke aus.

Inflationsdaten der EU: Europas Ruhe inmitten des Chaos
Während die US-Erzählung laut war, bot Europa einen ruhigeren, überlegteren Ton – und auf diesem Markt zeigt sich das als attraktiv.
Europäische Zentralbank-Vizepräsident Luis de Guindos machte diese Woche klar, dass die EZB an einem datenabhängigen, sitzungsweisen Ansatz festhält. Keine kühnen Versprechen, kein politisches Drama. Stattdessen wies er auf Handelskonflikte und geopolitische Risiken als Hauptanliegen hin und ließ die Tür für weitere Zinssenkungen offen, falls nötig. Diese ruhige, überlegte Haltung hat die Attraktivität des Euro gesteigert, insbesondere im Vergleich zu dem Sturm, der über dem Atlantik braut.
Die Daten aus der Eurozone waren alles andere als spektakulär, haben die Märkte jedoch auch nicht verunsichert. Die PMI-Zahlen bewegen sich um die 50-Marke, nicht zu heiß, nicht zu kalt, und die Inflation liegt zwar noch auf der niedrigen Seite, ist aber nicht eingebrochen.

Alt-Text: Balkendiagramm der Eurozonen-PMI-Gesamtwerte, das eine Stabilität um 50 zeigt und damit eine ausgewogene wirtschaftliche Aktivität ohne signifikante Expansion oder Kontraktion anzeigt
Quelle: S&P Global, Trading Economics
Einfach ausgedrückt: Der Euro boomt nicht, aber er verhält sich – und das genügt im Moment.
US-Inflationsdaten im Fokus
Wo steht das EUR/USD-Paar also jetzt? Es steht kurz vor etwas Größerem – oder einem möglichen Rückschlag.
Alle Blicke richten sich nun auf die bevorstehenden Datenveröffentlichungen, beginnend mit den vorläufigen HICP-Daten aus Deutschland, gefolgt von den Zahlen für die gesamte Eurozone.
Analysten sehen in diesem Zahlen-Trio einen möglichen Kipp-Punkt in beide Richtungen:
- Wenn die US-Inflation niedriger ausfällt, stärkt das die Argumente für Zinssenkungen, senkt den Dollar und könnte EUR/USD noch höher treiben.
- Wenn die Inflation in der Eurozone stabil bleibt oder leicht steigt, könnte die EZB auf Lockerungen verzichten – ein weiterer Gewinn für den Euro.
- Doch eine Überraschung in beide Richtungen könnte diese geordnete Erzählung durcheinanderbringen.
Handeln an der Grenze: Befinden wir uns an den EUR/USD-Widerstandsniveaus?
Das EUR/USD-Paar befindet sich bei etwa 1,1700 auf einem Niveau, das seit Ende 2021 nicht mehr erreicht wurde. Die kürzliche Rallye des Paares wurde durch eine Mischung aus makroökonomischer Divergenz, politischen Risiken und Marktpositionierungen angetrieben, aber damit sie anhält, müssen die Fundamentaldaten liefern. Das bedeutet, die Inflation muss die Erzählung stützen, und die Zentralbanken müssen in ihren jeweiligen Bahnen bleiben.
Natürlich könnten die Dinge ebenso leicht zurückschnappen. Ein heißer US-Inflationswert oder eine restriktive Kehrtwende der Fed könnte den Dollar wiederbeleben – und den Euro etwas schwächen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes hält das Paar über dem Preisniveau von 1,1700, mit Anzeichen einer kurzfristigen Korrektur innerhalb einer Kaufzone. Allerdings zeigt das jüngste Volumen dominanten Aufwärtsdruck, mit wenig Gegenkraft von Verkäufern, was auf weitere Kurssteigerungen hindeutet.
Sollte es zu einem weiteren Anstieg kommen, könnten die Preise am Widerstandsniveau von 1,1754 abgefangen werden. Andererseits könnten die Preise bei einem Rückgang Unterstützung auf den Niveaus 1,1454, 1,1290 und 1,1094 finden.

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Rechtlicher Hinweis:
Die angegebenen Performance-Zahlen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.